Eva Moreno Group

Too funky to ignore! | Eva Moreno Group im Interview

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Eva Moreno Group machen mit ihrem neuen Album Stories of a Mind Fusion mehr als nur jazzsalonfähig. Aus Funk, R`n`B und Jazz haben sie ein Popalbum mit Feelgood-Stimmung und Tiefgang geschaffen. Wir haben mit Gunther und Eva per Video-Chat darüber gesprochen.

Titelbild: © Marko Zeiler

Euer Motto ist „Too funky to ignore.“ Welche Bedeutung hat denn Funk für euch?

Gunther: Funk ist ein wichtiger Part in meinem musikalischen Leben. Der hat mich einfach mitgerissen. Ich glaub‘, das war das erste, was mich an Musik so richtig fasziniert hat. Funk strahlt ein gewisses Lebensgefühl aus. Das war von Anfang an so. Und wenn das eine Grundlage von einem Song ist, dann ist das schon einmal eine gute Basis. Und die Harmonien… da darf dann eh fast alles passieren.

Eva: Der Gunther, ich und auch unser Schlagzeuger, der Geri, haben Jazz studiert. Wir haben einfach immer versucht, eben genau auf dieser funkigen Grundlage, interessante, jazzige Harmonien aufzubauen und dadurch ein bisschen wegzugehen von diesem typischen Funkgenre, wo man zehn Minuten auf einem Akkord dahingroovt. Was super cool und großartig ist, aber für mich ist es immer ein sehr wichtiger Part gewesen, dass ein bisschen was harmonisch passiert.

Funk steht gerade ein bisschen in der Kritik, austauschbar zu sein und oft nur noch gespielt zu werden, um zu zeigen, was man drauf hat, Stichwort Berklee-Funk. Was haltet ihr davon?

Eva: Also ich hab‘ das auch ein bisschen mitgekriegt. Aber eher peripher, als in der Wiener Musikszene dieser Cory HenryHype ein bisschen aufgekommen ist. Ich würde Funk nicht als elitäre Musik bezeichnen, oder dass er nur gespielt wird, weil es schwer ist.Für uns ist einfach wichtig, die Musik zu spielen, die man fühlt und nicht um zu zeigen, wie gut man ist. Bei uns stehen die Songs im Vordergrund, und wenn etwas einfacher gehalten werden kann, damit die Musikalität erhalten bleibt, dann hat das für uns absolut Priorität. Aber der andere Zugang hat sicher auch seinen Platz.

Ich finde, das kriegt ihr auch super gut hin. Das Orgelsolo am Schluss von Revolution, aus eurem neuen Album, das ist ja eigentlich ziemlicher Fusion, den Gunther da spielt. Es ist interessant und cool, aber es wird einem nicht aufs Auge gedrückt.

Gunther: Es ist wirklich bewusst einfacher gehalten, weil sonst artet es aus und es ist sofort ein Fusion-Album. Es ist eben so die Idee, dass das nur angezeichnet wird, dass man sagt, ok, es könnte passieren, dass es noch weitergeht. Eben das, was bei den Konzerten rauskommt, an einem guten Abend.

Eva: Man muss ja auch sagen, diese Musik, die wir auch im Studio produzieren, ist so konzipiert, dass sie dann live auch total geöffnet werden kann. Eh so wie du gesagt hast, zum Beispiel mit diesem Orgelsolo. Das ist quasi die Aussicht auf Live-Situationen. Aber wenn man das jetzt auch auf dem Album bei jedem Song machen würde, dann würde dieser Effekt verloren gehen.

Gunther: Da sind wir dann schon wieder bei einem Fusion-Album, denn wenn man die ganzen Heroes anhört, die oft unglaubliche, virtuose Solos auch auf der CD haben, was ja cool ist,…

…dann kann man gleich Snarky Puppy hören.

Gunther: Ja, du sagst es.

Cover: © Shabnam Karina Naghiei

Erzählt mal von eurem neuen Album!

Eva: Der Titel des Albums ist Stories Of A Mind. Ich finde, es gibt sehr wenige Funk-Alben, die tiefgründigere Texte haben.
Aber unsere Texte sind meistens durch irgendwelche Events in unserem Leben entstanden. Vor allem jetzt, durch dieses ganze Corona-Ding, gab es doch einige Situationen, die auch nicht so easy waren, für niemanden von uns. Ich hab‘ dann einfach Texte zu Songs geschrieben, bei denen man im ersten Moment nicht denken würde, dass diese Musik, die einfach sehr groovig ist und einen Drive hat, sich auch mit Themen beschäftigt, die nicht so einfach zu bewältigen sind. Aber die Musik ist trotzdem als Ausblick nach vorne gemeint, diese Situationen trotzdem zu überwinden und irgendwie daran zu wachsen. Diesen Drive nach vorne einfach trotzdem immer zu behalten.

Ernste Themen dennoch mit so einem easy-going Feelgood-Groove rüberzubringen, ist das eure Message oder euer Mindset?

Eva: Mindset, auf jeden Fall! Wir brauchen einfach momentan in dieser Situation, in der wir uns alle gerade befinden, ein Outlet. Sei es Frustration, sei es Existenzangst, für was auch immer. Jeder von uns hat irgendwie gerade mit Sachen zu kämpfen. Umso wichtiger ist es eben, für sich selbst etwas zu finden, wie man das vielleicht kompensieren kann. Dieses Album hat diese Funktion in letzter Zeit für uns absolut erfüllt, vor allem für mich, weil ich doch die Texte selbst schreibe und quasi meine eigene Situation da drinnen verarbeite. Wir haben diese Zeit auch total dafür nutzen können. Wir wissen auch, wie privilegiert wir sind, in dieser Situation zu sein. Da wir die Möglichkeit haben, etwas zu veröffentlichen und anderen Personen zu zeigen, ist es für mich wichtig, dass diese Musik auch so eine Feelgood-Stimmung in das Leben der Personen bringen kann, die sie dann hören.

Das neue Album ist stilistisch doch ein bisschen anders als das letzte. Würdet ihr sagen, dass ihr euren Sound gefunden habt, oder habt ihr euch weiterentwickelt?

Gunther: Für mich war wichtig, dass wir den Mix dieses Mal nicht aus den Händen gegeben haben. Man versucht es so zu formen, oder zu mixen, wie man es halt hört. Wenn du das dann jemandem weitergibst, dann ist immer ein gewisser Prozentsatz nicht von dir selbst, das bist dann nicht ausschließlich du.

Eva: Was nicht bedeutet, dass wir nicht zufrieden waren, und wir sind jetzt immer noch zufrieden. Aber der Unterschied ist, dass wir bei der zweiten CD eine genauere Vorstellung von dem Sound hatten, der rauskommen soll. Das war der Grund, warum Gunther gesagt hat, er macht das Mixing selbst. Unser Sound ist ein bisschen dadurch gereift, dass wir schon wissen, wie wir klingen, oder wo wir hinwollen und er so vielleicht ein bisschen – i don’t know – erwachsener geworden ist? Also für mich ist es das sicher geworden, weil ich auch stimmlich merke, da sind fünf Jahre dazwischen und man entwickelt sich einfach auch persönlich weiter.

Was ist denn so passiert in den letzten 5 Jahren?

Eva: Wir haben uns hauptsächlich aufs live Spielen konzentriert und geschaut, wie wir unseren Sound weiterentwickeln. Und ich finde, das hat sich auch ausgezahlt, weil man jetzt am zweiten Album diese Entwicklung merkt. Wir hatten beim ersten Album auch einen anderen Bassisten. Mittlerweile spielt mit uns Moritz Holy. Das hat auch unseren Sound verändert, weil natürlich jeder seine Erfahrungen in die Songs mit einbringt.

Eure Single mit Klumzy Tung ist ja schon erschienen. Wie ist das Featuring zustande gekommen und was behandelt ihr in dem Song?

Eva: Die Single heißt In The Sun und vor allem der Gunther arbeitet an diesem Single-Sound schon seit zwei Jahren durchgehend. Den Text zur Single hab‘ ich auch schon Anfang 2019 geschrieben. Es geht um diesen Versuch, immer wieder den positiven Aspekt zu finden. Um einfach zu schauen, was kann ich tun, damit es mir besser geht, oder damit ich meine Ziele verfolgen kann. Lustigerweise passt das so gut in diese jetzige Zeit. Um diese Single herum hat sich dann auch ein bisschen der ganze Inhalt des Albums gewoben. Es hat sich doch sehr schnell herauskristallisiert, dass dieser Song die Single wird und dann haben wir uns gedacht, es wäre doch cool, wenn man das mit Spoken-Word noch verfeinern könnte.
Klumzy Tung habe ich kennengelernt über einen anderen Freund von uns, David Sladek, der übrigens auch am Album gefeatured ist. Klumzy Tung hat mir innerhalb einer Woche einen coolen Text geschickt, der ihm sofort eingefallen ist. Und das ist genau das, was jetzt auf der Single ist. Er hat diese Message auch super umgesetzt und weitergeführt.

Wir haben ja ganz viele verschiedene Gastmusiker und Musikerinnen auf dem Album. Vor allem jetzt, in dieser Corona-Zeit, war es natürlich nicht immer einfach, dass man Spuren bekommt. Aber es waren alle super kooperativ, hilfsbereit und motiviert, und das ist mir auch ganz wichtig zu erwähnen. Also: Ein riesiges Dankeschön an alle Personen, die beteiligt waren!

Eine Release-Tour ist ja bereits geplant. Wo stehen denn da jetzt gerade die Pläne aufgrund der Pandemie?

Eva: Das Konzert im Kramladen ist schon fix verschoben auf 15. April. Wir hätten auch noch geplant am 3.3. im Kulturverein Werndorf und am 5.3 im Dachbodentheater in Bruck an der Mur zu spielen. Wir wissen jetzt leider schon, dass diese Gigs abgesagt werden. Ersatztermine werden auf unserer Homepage ersichtlich sein. Aber was fix ist, und auf das freuen wir uns schon extrem, ist dass wir zwei Streaming-Termine haben am 20. März aus dem Jazzcafè Zwe und am 26.3. aus der Bluegarage Frauental. Wir sind einfach super glücklich, dass wir jetzt die Aussicht haben, dass wir mit diesen Konzerten zumindest auf einer Bühne unsere Musik spielen können. Wir haben auch vor ein paar Wochen schon im Radiokulturhaus eine Radio-Session für Ö1 aufgezeichnet, die im April ausgestrahlt wird. Da wird es auch ein Video dazu geben. Über jede Möglichkeit, bei der wir zumindest gemeinsam irgendwie auf einer Bühne Musik machen können, sind wir echt glücklich.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Streaming-Konzerten gemacht? Die Musik, die ihr macht, lebt doch auch sehr stark von der Interaktion mit dem Publikum. Macht das für euch einen großen Unterschied?

Gunther: Ja, der Unterschied ist riesig, natürlich! Aber ich hab‘ irgendwie das Gefühl, dass es schon ok ist und man gewöhnt sich daran. Mir gefällt das trotzdem extrem gut, aber mir geht wirklich früher die Energie aus. So als ob man weniger Luft kriegt am Schluss.

Eva: Man merkt als ausführender Künstler in dem Kontext auch, wie sehr man angewiesen ist auf die Energie des Publikums. Man ist halt doch sehr isoliert. Man weiß zwar schon, dass dann irgendwie, irgendwo Leute sitzen, die sich das anschauen, aber es ist doch eine Kamera, vor der man da spielt. Aber es ist auf jeden Fall besser, als gar nicht zu spielen. Da werden wir sicher Streaming-Konzerte machen, bevor wir ein Jahr lang darauf verzichten!

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