A Millennial’s Guide to TikTok

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TikTok – Die App ist seit Monaten in aller Munde und längst nicht mehr nur für die jüngere „Generation Z“ ein liebgewonnener Zeitvertreib. Aber wie funktioniert TikTok eigentlich genau, wodurch unterscheidet es sich von anderen sozialen Netzwerken und wie steht es um kontroverse und politische Inhalte? Wir haben uns genauer damit auseinandergesetzt und die wichtigsten Aspekte, für alle, die noch keine Zeit dazu hatten und die App nur mit Tanzvideos ihrer 13-jährigen Cousine in Verbindung bringen, zusammengefasst.

Spätestens, als Trump im August letzten Jahres den Versuch gestartet hatte, die aus China stammende Videoapp aus den USA zu verbannen, dürfte TikTok den meisten Menschen ein Begriff geworden sein. Besonders auch in der aktuellen Situation, in der es sich oft so anfühlt, als würde der Lockdown niemals enden, ist die App für viele Personen jeder Altersgruppe eine erwünschte Ablenkung geworden.

Die App ist grundsätzlich sehr leicht bedienbar. Beim Öffnen kommt man gleich auf die „For you“ Seite, auf der man Videos von anderen Nutzer*innen findet. Diesen User*innen muss man in der Regel selbst nicht unbedingt folgen. So ist es nicht wie bei anderen sozialen Netzwerken, die oft verwendet werden, um in Kontakt mit Bekannten, Freund*innen oder Familienmitgliedern zu bleiben.

Außergewöhnlicher Algorithmus

Der Algorithmus von Tiktok ist teilweise erschreckend personalisiert. Je mehr Zeit man auf der App verbringt, desto mehr entsprechen die Videos den eigenen Interessen. Doch wie arbeitet dieser?
Auf der offiziellen Seite der App wird versucht, transparent zu erscheinen und einen Einblick in die Hintergründe zu ermöglichen. Die Videoempfehlungen sollen aus einer Mischung von Aspekten erfolgen. Hauptfaktoren sind hierbei angeblich: die Interaktionen der Benutzer*innen selbst (also alles über Likes, Personen denen man folgt, eigene Posts), Informationen, die man den Kurzvideos hinzufügt (Ton, Unterschriften und Hashtags) und die Einstellungen des eigenen Accounts.

Dadurch ist es außerdem auch sehr leicht, „viral“ zu gehen, also von einer großen Anzahl (fremder) Personen gesehen zu werden, indem man auf deren „For you“-Seiten aufscheint. Dies ist mitunter auch ein Grund für die immensen Erfolge sogenannter „TikTok-Stars“, die Influencer*innen der Generation Z.

Zahlreiche Inhalte und die Faszination „Trends“

Die Dauer jedes dieser durch die Nutzer*innen erstellten Kurzvideos beläuft sich auf maximal 60 Sekunden. Wenn einem der gezeigte „Content“ nicht gefällt, ist man mit einem einfachem „Swipe“ nach unten sofort beim nächsten Video. Thematisch unterscheiden sich die Videos aber oft immens. So kann man gerade noch eine Gruppe von Freund*innen dabei beobachten, wie sie gemeinsam zu Song-Compilations tanzen, und im nächsten Moment einer aufgeregten Person zuhören, wie sie sich in einer sogenannten „Storytime“ über eine erlebte Erfahrung echauffiert. Nicht selten sind die erzählten Inhalte dabei sehr persönlich, so dass man sich fast wundern muss, dass die Nutzer*innen so leichtfertig darüber auf einer Social-Media-Plattform reden.

Thematisch spielen zudem die sogenannten Trends eine ausschlaggebende Rolle. Das sind bestimmte Weisen „ein TikTok“ zu machen, die sich inhaltlich dann ständig wiederholen und von vielen Nutzer*innen nachgemacht werden. Meistens handelt sich es sich dabei dann um denselben Ton, der wiederholt verwendet wird, oder um einen Tanz, den die Nutzer*innen versuchen nachzumachen.
Diese Trends verbreiten sich meist in kürzester Zeit und sind oft so konzipiert, dass alle sie mitmachen können.

Gefährliche Trends

Es sind leider nicht nur positive Nachrichten, die mit der Videoplattform in Verbindung gebracht werden können.
Vor kurzem führte ein gefährlicher „Trend“ sogar zum Tode eines jungen italienischen Mädchens. Bei der sogenannten „Blackout“- Challenge legte sich die 10-Jährige einen Gürtel um den Hals, um möglichst lange die Luft anzuhalten – das ging jedoch schief und endete fatal. Die italienischen Behörden reagierten schnell und forderten erfolgreich eine strengere Einhaltung der Alterskontrollen von Nutzer*innen durch die App, um zukünftig ähnliche Fälle zu verhindern.

Fragwürdige Zensur

Auch in anderer Hinsicht wird die chinesische App immer wieder kritisch betrachtet. Zwar kann jede und jeder einen TikTok-Account erstellen und Videos posten, doch unterliegt die Entscheidung, welche Inhalte wirklich auf der App bestehen bleiben oder viral gehen, nicht alleinig ihrer Kontrolle.
So ist es auf sozialen Netzwerken ganz normal, dass manche Inhalte zensiert werden oder von den Zuständigen kontrolliert, unter anderem um jüngere Nutzer*innen vor Gewalt oder dergleichen zu schützen. Doch hört man im Falle von TikTok immer wieder, dass die App aufgrund von Vorgaben der chinesischen Regierung sogar so weit gehen dürfte, Beiträge zu bestimmten politischen Themen zu zensieren. Es sind solche, die klar im Zusammenhang mit LGBTQ* stehen oder sich beispielsweise gegen die chinesische Regierung aussprechen. So wurde die App im Zuge der Proteste in Hongkong vermehrt beschuldigt, TikToks mit Inhalten über die regierungskritischen Demonstrationen zu zensieren.

Reflektierte Nutzung geboten

TikTok ist ein spaßiger Zeitvertreib, der einem gerade in Pandemiezeiten genau richtig kommen kann. Zudem kann es aufgrund seines personalisierten Algorithmus immer wieder vorkommen, dass man auf Videos stößt, von denen man neue Dinge lernen und sich vielleicht sogar ein bisschen weiterbilden kann. So sind besonders politische und geschichtliche Themen in manchen Teilen der App sehr aktuell und werden viel aufgegriffen. Trotzdem sollte man TikTok, wie jede andere Social-Media-Plattform auch, nicht unreflektiert nutzen und außerdem die gezeigten Inhalte der Videos hinterfragen.

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