Plattenschau | Faber – I Fucking Love My Life

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Faber – I Fucking Love My Life (Irrsinn Tonträger, 2019)
Indie-Pop / Folk / Singer & Songwriter | Deutschland


Do we fucking love it?

Dem Release des zweiten Albums einer Band oder Künstler*in sieht man ja oft mit gemischten Gefühlen entgegen. Während man natürlich gespannt ist die neuen Songs zu hören, schwingt trotzdem immer eine gewisse Angst mit, dass die Erwartungen daran doch zu hoch waren. Im Fall des kürzlich erschienenen Albums I Fucking Love my Life von Faber (mit echtem Namen Julian Pollina) waren solche Befürchtungen allerdings mehr als unbegründet.

Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, ist I Fucking Love My Life um einiges schwermütiger als sein Vorgänger. Während viele Songs immer noch die gewohnten Folklore- und Balkanklänge enthalten (und es da oft gar nicht so leicht fällt beim Anhören ruhig sitzen zu bleiben), wird diese Platte vor allem von den eingängigen Klaviermelodien und Streichern bestimmt, welche Fabers gewohnt tief-raunzige Stimme tragen.

We fucking do!

Textlich macht Faber auf dieser Platte nach wie vor wofür er bekannt ist: Er erzählt Geschichten aus der Sicht unterschiedlicher Figuren. Besonders schön gelingt das in „Ihr habt meinen Segen“, dessen Geschichten nur von der Akustikgitarre begleitet werden. Dabei gibt er sich weiterhin gewohnt kritisch und durchaus provokant: So donnert er im Song „Das Boot ist voll“ gegen die Gleichgültigkeit gegenüber flüchtenden Menschen und prangert dabei sogenannte Wutbürger an. Der Titel „Top“ rückt Sexismus und Machogetue innerhalb der deutschsprachigen Hip-Hop Szene in den Vordergrund.

Neben all diesen Geschichten wirken manche Songs des Schweizers doch um einiges persönlicher, als man das vom Debütalbum gewohnt ist, was möglicherweise die melancholische Grundstimmung von I Fucking Love My Life erklärt. Besonders deutlich wird das etwa zu Beginn der Platte. So singt er in „Highlight“ (mit fast wehmütiger Stimme) von den Schattenseiten des Musikerdaseins und seines Erfolges und fragt im Refrain „Ich frag mich: Was hab ich denn getan? Ich Hure wollte euch doch nur gefallen.“. Auch das letzte Lied des Albums „Heiligabig ich bi Bsoffe“, welches erstmals auf schweizerdeutsch gesungen wird, ist eines der persönlichsten und zugleich schönsten Lieder des Albums.

Auch wenn es darauf an manchen Stellen also etwas ruhiger zugeht, steht I Fucking Love My Life von Faber seinem Vorgänger in nichts nach – und das schaffen mit ihrem zweiten Album nicht viele Künstler*innen.


Favourite Tracks: Highlight, Jung und Dumm, Vivaldi
Least Favourite Tracks: Das Leben sei nur eine Zahl

8/10

Sozialpolitik | Musik | Scones

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