weiße Turnschuhe

Und dann? #2 Rhinoplasty

/
8 mins read
Start

Und dann? Zurzeit leider kein „und dann?“. Aber vielleicht dann mal wieder ein dann – dann wenn COVID-19 uns nicht in die freiwillige Heimquarantäne zwingt, dann wenn die Clubs wieder aufmachen, dann wenn die Nacht wieder tanzend genossen werden kann. Dann auf jeden Fall zu Rhinoplasty in den Club U, 1040.

Weil wir es besonders vermissen und auch einfach, weil es für uns eine der wichtigsten Veranstaltungsreihen der Wiener Szene ist – ein Gespräch via Telefon mit Veranstalter Andy Reiter über sein Event Rhinoplasty.

Erzähl mal: Was, wer, wie, wo, wann ist Rhinoplasty?

Offiziell gibt es das Rhino seit April 2007. Geboren ist das Ganze aus Privatpartys in meiner Wohnung – das ist mir dann zu mühsam geworden. Zuerst haben wir Geburtstagspartys im Club U gefeiert, dann haben wir angefangen, öffentliche Veranstaltungen zu machen. Wir sind ja eine Queerparty und 2007 gab es wenige alternative Feiern.

Wer sind „Wir“?

Organisiert wird das Event eigentlich mittlerweile nur von mir, aber mein Freundeskreis hat immer stark mitgewirkt. Früher waren zwei meiner besten Freunde die Resident-DJs, andere gestalten die Flyer und so weiter. Es gibt bei jeder Rhino-Party ein bestimmtes Thema, zu dem man sich dann verkleiden kann. Dieses Thema wird auch von meinem Freundeskreis mit überlegt und umgesetzt. Da sind wir eine Art Familie.

Wie ist der Name zustande gekommen?

Der Name kommt tatsächlich aus South Park (lacht). In der Serie kam immer ein Haus vor, wo „Tom’s Rhinoplasty“ draufstand. Ich fand das Wort Rhinoplasty vom Look und Klang her einfach schön, und das war’s. Hat also keine tiefe Bedeutung.

Welche Musik spielt es bei Rhinoplasty?

Die Feier ist ja eine Non-Profit-Geschichte. Wir verlangen keinen Eintritt und die DJs spielen auch nur für Drinks und um Spaß zu haben, demnach können sie auch das spielen, was sie wollen. Es hat sich trotzdem eine Trash-Pop-Richtung herauskristallisiert, die seither beibehalten wurde und sich selten ändert. Trotzdem macht jeder DJ ein bisschen sein oder ihr eigenes Ding.

Ihr verlangt also nie Eintritt?

Nein. Es soll eine Party für jeden und jede sein. Alle sollen hinkommen und sich das mal anschauen können. Leute, die frisch nach Wien kommen oder gerade zum Ausgehen anfangen, sind da oft dankbar. Es ist dann auch egal, ob es am selben Abend andere Veranstaltungen in Wien gibt. Da bei Rhinoplasty vor zwei Uhr nachts nicht wirklich viel los ist, gehen viele zuerst auf ein anderes Event bei dem Eintritt verlangt wird und kommen dann später trotzdem zu uns. Das funktioniert ganz gut, da nimmt sich keiner die Kundschaft weg. Außerdem: Wenn es jemandem nicht gefällt, dann kann er ja gehen, ohne sich gezwungen zu fühlen dazubleiben nur, weil er 10 € gezahlt hat. Bei uns ist niemand niemandem was schuldig. Das ist für die DJs, für die Leute und für uns gut! Jeder ist nur da, weil er da sein will.

Findet die Veranstaltung nur im Club U statt?

Ja. Ab und zu werden wir außerhalb gebucht, das ist aber sehr sporadisch. Wir haben zum Beispiel ab und zu einen Floor in der alten Pratersauna gehostet, bei der Viennale eine Party gemacht oder für die Kunsthalle Abende gestaltet. Aber eigentlich sind wir schon immer und auch gerne im Club U.

Gibt es No-Gos?

Wir sind ja bekanntlich eine Queerparty. Die drag-friendly ist. Was natürlich da nicht geht: Homophobie, Transphobie, Frauenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit – Gott sei Dank gab es verhältnismäßig selten Probleme in unserer langen Geschichte. Gleichzeitig wollten wir auch keine reine „Schwulen Party“ sein, weil es da meines Erachtens sonst vor allem ums Aufreißen geht. Wir wollten einfach lustige Partys für alle, wo in erster Linie der Spaß im Vordergrund steht.

Wann finden eure Partys immer statt?

Anfangs haben wir einmal im Monat an einem Mittwoch veranstaltet, dann sind wir langsam in Richtung Wochenende gewandert. Seit 2012 machen wir ungefähr jede zweite Woche ein Event, normalerweise samstags. Manchmal verschiebt es sich, zum Beispiel durch anderen Veranstaltungen. Oder ich fahre auf Urlaub. Also hat man eine 50/50 Chance, wenn man samstags einfach in den Club U geht. Ansonsten kann man auf meiner Facebook-Seite nachschauen, in einem Club-Kalender findet man uns nicht. Außerdem gibt es gewisse Rhino-Fixtermine, wie zu Halloween oder am Samstag vor Weihnachten.

Warum zu deiner Veranstaltung und nicht woanders hin? Was macht deine Veranstaltung aus?

Naja, es geht um nichts. Sprich, wir verlangen keinen Eintritt. Es geht darum Spaß zu haben und nicht vorwiegend ums Aufreißen oder „Oh mein Gott, ich hör jetzt das beste high concept DJ-Set der Welt“. Es ist lustige, depperte Musik und rundherum sind Leute, die es ähnlich wollen, die Spaß haben wollen. Es ist eine Art Privatparty im öffentlichen Raum. So hat es angefangen und so hat es sich irgendwie erhalten. Also ganz cool.

Wenn nicht zu deiner Veranstaltung, wohin sonst?

Ich mag das Malefiz, das ähnlich gelagert ist wie wir. Ich mag den Kibbuz Klub und so kleinere Queer-Veranstaltungen wie das Drag Menu im Marea Alta. Ich gehe tatsächlich nicht mehr so viel fort, und da das Rhino eh alle zwei Wochen stattfindet, schaffe ich es auf relativ wenig andere Veranstaltungen. Aber es gibt schon einige nette befreundete Sachen in Wien. Auch zum Beispiel das On Fleek im Titanic – total toll.

Zur aktuellen Situation, COVID-19, was sagst du aus Sicht eines Veranstalters? Wie trifft es dich?

Klar ist, wir können wie alle anderen, mal auf unbestimmte Zeit nichts veranstalten. Wir müssen abwarten, so lange es dauern wird. Das Rhinoplasty war jetzt schon mal online, was ganz gut funktioniert hat und soll vorerst sporadisch zumindest so weiterhin ab und zu stattfinden.

Was ist dein liebster Moment an einem Abend? Warum veranstaltest du?

Hhm, das Rhino ist so mein kreatives Outlet. Man kommt hin und trifft viele Leute, die man schon lange kennt und lernt neue, nette Leute kennen. Man steht herum, betrinkt sich, es gibt sehr gute, günstige Cocktails. Es ist einfach lustig! Um vier Uhr gibt es dann immer diesen einen Moment, wo man komplett verschwitzt und angesoffen zu irgendwelchen absurd witzigen Mariah Carey Songs abgeht und ja – das ist einfach sehr schön!

Wir bedanken uns bei Andy für das nette Gespräch ohne zu wissen, wie er ausschaut. Haben jetzt umso mehr Lust auf alle zukünftigen „und danns“ – und freuen uns auf durchtanzte Nächte im Club-U. Bis dahin heißt es durchhalten, gesund bleiben und Vorfreude schüren. #stayathome

die Gastronomie versteht nur, wer sie gelebt hat

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Mensch geht eine Straße entlang
Previous Story

VorLaut - Denkt auch mal an was anderes!

Next Story

"Wer Demokrat ist, müsste bei sowas zurücktreten." - Interview mit Fayad Mulla (Wandel)