Cover Kriege gehören ins Museum

Wie erzählt man Kindern vom Krieg? – „Kriege gehören ins Museum“

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Wie erklärt man Kindern warum es Kriege gibt? Und wie illustriert man das? Nora Rath-Hodann hat sich in „Kriege gehören ins Museum“ (JGIM Verlag) diesem hochsensiblen und komplexen Thema angenähert – vorsichtig und realitätsnah.

Cover Kriege gehören ins Museum
© JGIM Verlag

Der Autorin Nora Rath-Hodann kam die Idee der Reihe „Julie geht ins Museum“ (erscheint im gleichnamigen Verlag) durch einen Museumsbesuch mit ihrer Tochter Julie, die zur Protagonistin der Bücher wurde. Sie will damit die Lücke bei regionaler Geschichtsliteratur für Kinder schließen. Dafür widmet sie sich in jedem Buch der verständlichen Aufarbeitung eines historischen Themas und unternimmt mit Julie einen fiktiven Museumsbesuch.

Der erste Teil von „Kriege gehören ins Museum“ führt die beiden also in ein Kriegsmuseum. Julies Mutter beginnt beim Dreißigjährigen Krieg, der sie über die Türkenbelagerung Wiens und den Siebenjährigen Krieg bis zur Französischen Revolution und Napoleons Feldzüge führen wird.

Kinder und brutale Realität?

Johanna Baader hatte die schwierige Aufgabe, das Buch mit Illustrationen zu versehen, die kindgerecht, aber trotzdem realitätsnah bleiben. Das hat sie auf jeden Fall geschafft, wobei ihre Zeichnungen von Bildmaterial aus dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien begleitet werden. Außerdem wird die Geschichte durch kleine Rätsel aufgelockert und es gibt einen Hinweis auf der Rückseite für Eltern, das Buch gemeinsam mit dem Kind zu lesen.

Es wird also dafür gesorgt, Kinder weder zu langweilen, noch zu schockieren. Bleibt noch die Frage, ob sie nicht auf die Idee kommen könnten, Kriege eigentlich cool zu finden, denn das würde das Buch mehr als zweckentfremden. Die Autorin setzt aber Julies Reaktionen auf die Geschichte der Mutter wohlüberlegt ein:

„Sie waren mit Piken – fünf Meter langen Holzstielen mit Metallspitzen bewaffnet…“
„Damit pikse ich dich dann!“, unterbricht Julie lachend, bekommt aber sogleich ein schlechtes Gewissen, weil sie über so ein ernstes Thema scherzt.

Nicht nur für Kinder

Der Geschichte, die die Mutter erzählt, werden kurze Personenportraits und Sachverhalte hinzugefügt. Der Abschnitt über Sklaverei fällt zu kurz aus – das könnte sogar ein ganz eigenes Kapitel füllen. Besonders der Napoleonische Feldzug ist grausam, aber eben realitätsnah dargestellt. Ein häppchenweises Lesen in der passenden Altersklasse (ab acht Jahren) ist empfehlenswert und auch zumutbar. Auch als Erwachsene*r kann man aus dem Buch reichlich mitnehmen.

Besonders wertvoll ist Julies Reflektion der Geschichte am Ende des Buches. Kriege seien schrecklich und Religionsfreiheit zu begrüßen. Dadurch werden eventuelle Verständnisprobleme gelöst und eine korrekte Interpretation des Stoffes gefördert.

„[…] Ihr Ziel war es unter anderem, Schlesien von den Preußen zurückzugewinnen.“
„Das klingt alles sehr kompliziert.“
„Das war es auch – und irgendwie auch nicht. Im Grunde waren alle nur gierig.“

Zum Thema HGM

Zwar wird am Anfang der fiktiven Geschichte nicht ausdrücklich erwähnt, dass Julie und ihre Mutter ins Heeresgeschichtliche Museum Wien gehen, allerdings deuten spätere Verweise auf Museumstücke, die Verwendung von Bildmaterialen aus dem HGM und nicht zuletzt der Titel dann doch recht deutlich an, dass es sich hier um eben dieses handelt. Dass das aufgrund erst im September aufgekommener Vorwürfe des Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus heikel ist, muss beachtet werden.

Allerdings geht es hier nicht darum, das Image des Museums wieder aufzupolieren, sondern das schwierige Thema Krieg jungen Leser*innen näherzubringen. Mit diesen Büchern könnte das HGM dann auch seinen Museumsshop mal wieder mit etwas Vernünftigem bestücken.

Ein sinnvolles Geschenk

Vor allem für die Kinder, die sonst meistens Soldaten und Panzer geschenkt bekommen und damit dann „Krieg“ spielen, ist dieses Buch eine willkommene Abwechslung und eröffnet eine andere Perspektive. Es bietet eine Alternative zur nicht unüblichen Überhäufung der Kinder mit irrelevantem Unfug und ist eine gute Gelegenheit, das Lesen zu fördern.

Es bleibt zu erwarten, wie Nora Rath-Hodann und Johanna Baader sich im zweiten Teil von „Kriege gehören ins Museum“ den zwei Weltkriegen annähern und ob sie den damit verbundenen Holocaust miteinbeziehen (können). Dieser grausamste Teil der Geschichte sollte dann eventuell für ein höheres Alter empfohlen werden.


Weitere Informationen

Hier geht’s zum Buch.

Hier weiterlesen zum Fall HGM im Standard.

Aus dem Ruhrgebiet. Studentin der Komparatistik und der Kommunikationswissenschaften.

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