©️ Kiepenheuer & Witsch Verlag

Ein Jahr mit Sophie Passmann und Frank Ocean – Rezension

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Eine Junge Autorin, eine Quaterlife-Crisis und Frank Ocean. Drei Garanten für ein Buch, das an die Musik zu den großen Höhen und Tiefen des Lebens erinnert.

Und dass Frank Ocean ausgerechnet dann sein neues Album ‚Blonde‘ rausbringt, wenn ich im emotionalen Ausnahmezustand alles in meinem Leben über den Haufen werde, Menschen verlasse, Wohnungen und Jobs kündige, Freundschaften und Zeitungsabos beende, ist vielleicht Ironie des Schicksals, vielleicht auch total egaler Zufall. Fakt ist, dass Frank Ocean die musikalische Begleitung für meine erste große, alles, auch das Leben an sich, infrage stellende Krise war.

Keine hundert Seiten und trotzdem hätte ich in der U-Bahn fast meine Station versäumt. Sophie Passman schafft es in ihrem Buch Frank Ocean, das vom Künstler bzw. seinem Album „Blonde“ handelt, endlich wieder mich zu absorbieren. Es ist ein Buch, mit dem man allein sein möchte, das mensch nur für sich haben, lesen und fühlen möchte. Auf 85 Seiten schreibt Passman über ihren persönlichen Weg von Depression im Palettenbett bis zum zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Dabei nimmt sie ausgewählte Titel von Frank Ocean’s Album „Blonde“ als Hintergrundmusik für die traurigen oder schönen, in den meisten Fällen erkentnissreichen, Episoden ihres Lebens.

Sophie Passmann schafft es, wie auch diverse Rezensionen erwähnen, die Bedeutung von Musik in unseren Leben so besonders nachfühlbar zu erzählen. Die vielen Lieder, die Momente, Phasen und Beziehungen prägten, genauso wie die Künstlerinnen und Künstler, die uns durch Zeiten unseres Lebens zu tragen scheinen. Frank Ocean von Sophie Passmann zeigt nicht nur, warum mensch diesen Künstler hören soll. Es ist auch eine Anregung zur Selbstreflexion, zur Erinnerung an die eigenen Hymnen und Requiems, die es in jedem Leben gibt. Es erinnert an Momente und Lieder, die mensch nur für sich alleine haben kann und will. An die Texte und Melodien, die oft soviel mehr sagen und helfen. Ein Buch, mit dem mensch sich gern über die Feiertage zuhause vergräbt, um sich auf Frank Ocean einzulassen. Zudem ist es auch die persönliche Geschichte einer jungen Frau, die von grauen Tagen zum Frühling führt.

Ganz egal, ob mensch Sophie Passmann nun als erfolgreiche Autorin und Kolumnistin kennt oder vielleicht erst entdecken wird, mensch kann diese ehrliche und offene Geschichte mit Melancholie und auch Freude lesen. Ich möchte der Autorin hier nicht vorwerfen, kitschige Enden zu verfassen, dennoch schloss ich das Buch mit einem Lächeln und suchte im zweiten Moment nach „Frank Ocean“ auf Youtube.

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Infos

Das kleine Büchlein Frank Ocean von Sophie Passmann ist ein Teil der Kiepenheuer & Witsch Musikbibliothek. Hier haben Autoren und Autorinnen anhand von ihnen ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern über ihre persönlichen Geschichten in Verbindung mit der Musik geschrieben. Die Autorin ist 1994 in Deutschland geboren, schreibt wöchentlich ihre Kolumne für das Magazin der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Ihr Bestseller „Alte weiße Männer“ erschien 2019 ebenfalls im KiWi-Verlag.

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