Inzersdorfer goes Weltraum

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Antrieb? Check. Kühlsystem? Check. Sauerstoffversorgung? Check. Notfallsystem? Check. Stromversorgung? Check. Essen? Che-…Essen?

Für einen Flug ins Weltall wird alles penibel hergerichtet und überprüft. Angefangen von dem richtigen Material für die Raketen und Sonden, über den Astronautenanzug bis hin zu speziellen Techniken bei der Verarbeitung von Lüftungssystemen und Strom. Das äußere Setup ist extrem wichtig. Fehler können die ganze Mission und die Astronaut*innen gefährden. Natürlich müssen letztere auch versorgt werden. Essen im Weltraum ist tatsächlich noch mal eine prekäre Sache, was Haltbarkeit und Handlichkeit angeht. Gut, dass österreichische Lebensmittelproduzenten hier vorgesorgt haben.

Dreihauben-Weltraumküche

Bei Weltraumnahrung denkt man schnell an Tuben, Pasten und Minihappen. Lange war das auch so. Zu Zeiten der Apollomission gab es Astronautenfutter nur so. Püriertes Fleisch und Schokosauce aus der Tube. Sah komisch aus und schmeckte auch nicht unbedingt prickelnd, denn im Weltall verändert sich unser Geschmacksinn. Auch später, auf der russischen Raumstation Mir (dt.: Friede oder Welt), war Tubenessen mit an Bord. Zwar sehr nahrhaft, aber nicht ansprechend. Und das Auge isst ja bekanntlich mit. Man entdeckte, dass gutes Essen für die Laune und das Durchhaltevermögen der Astronaut*innen wichtig war. Daher wurde nach Lebensmittel gesucht, die weltraumtauglich sind. Prinzipiell geht alles, was nicht bröselt, denn die Krümel fliegen schwerelos durch die gesamte Raumstation und sind genauso lästig, wie Krümel im Bett. Auch frisches Obst und Gemüse ist kritisch, da es sehr schnell schlecht wird und eine seltene Delikatesse im All ist. Dafür eignen sich aber zum Beispiel Tortillas hervorragend als Brotersatz, getrocknetes Fleisch und Obst, gekochtes Gemüse und auch Süßigkeiten (M&M’s) kommen auf den Speiseplan. Prinzipiell wird das meiste vakuumiert, gefriergetrocknet oder getrocknet, damit es weniger Platz braucht und haltbar bleibt. In den Raumfahrzeugen gibt es dann auch spezielle Backöfen zum Erwärmen des Essen, das vorher wieder mit Wasser vermischt wird (rehydrieren). Auch bei Getränken gibt etwas zu beachten: die Kohlensäure, also Gas, wird durch die Schwerelosigkeit im Magen nicht getrennt und es kommt zu unangenehmen Rülpsern und Flatulenzen. Daher bevorzugen die meisten Getränke ohne Kohlensäure. Inzwischen ist Weltraumnahrung so ausgefeilt, dass die Astronaut*innen sogar ihre Menüs wählen können.

Nur das beste aus der Heimat

Österreich beteiligt sich technisch zwar stark bei Weltraummissionen, im All war aber erst einer. Der Wiener Franz Viehböck, eigentlich studierter Elektrotechniker, war der bisher erste und einzige Austronaut. 1991 flog er im Rahmen des Projekts „Austromir 91“ zur russischen Raumstation. Dort war es Usus, dass bei neuen Besucher*innen ein Festessen vorbereitet wurde, dass von den Neuankömmlingen mitgebracht wurde: und zwar Spezialitäten aus ihrer Heimat. Klar wären da für Österreich Schnitzel und Sachertorte ideal, leider ist aber beides sehr krümelig. Abhilfe kam von vielen heimischen Lebensmittelmarken, die ihre Nahrung sowieso luftdicht und haltbar vorbereiten. Und so gab es als Hauptgericht einmal Inzersdorfer Wiener Reisfleisch aus der Dose, Salami und Schinken in Scheiben der Messnerfleischerei, dazu Roggenvollkornbrot in Foliensäcken, zum Trinken Instant-Kaffe von Hornig, als Nachtisch Mozartkugeln und für den süßen Hunger zwischendurch PEZ-Zuckerl mit Spenderfiguren. Damit hat also schon fast jede*r Österreicher*in Astronautennahrung in der Hand gehabt und selbst gegessen.

Noch vakuumverpacktes Gastmahl für die Austromir-Mission. Paket nachgestellt vom Planetarium Wien (c) Sanje Fenkart

Müll bitte entsorgen

Da in der Schwerelosigkeit alles was nicht niet- und nagelfest gemacht wird, frei herumschwebt, würden auch die Verpackungen nur stören. Mal abgesehen, davon, dass Müll weggehört. Doch wohin damit? Einfach wegwerfen? Ja, fast. Abfall wird verschlossen und gesammelt. Einfach hinausgeschleudert wird der Müll dann aber nicht.  Außerdem gibt es schon genug Weltraummüll in Form von inaktiven Satelliten(-bruchstücken). Selbst kleinste Teile können bei anderen Sonden oder Raumanzügen erheblichen Schaden mit fatalen Folgen anrichten; immerhin sind sie mit mehreren tausend bis zehntausend km/h unterwegs. Daher wird der gesammelte Müll von herkömmlichen Versorgungsflugkapseln sicher wieder mitgenommen. Unsere Erde bietet eigentlich die ideale Müllverbrennungsmethode an: sich selbst bzw. die Atmosphäre. Beim Wiedereintreten in die schützende Lufthülle wird die Kapsel durch den Luftwiderstand stark abgebremst. Die hohe Reibung erhitzt das Raumfahrzeug so stark, dass dieses verbrennt und in einzelne Teile zerbricht. Je kleiner, desto eher verglühen die Stücke komplett und damit ist auch der Müll „entsorgt“. Das funktioniert zumindest für Missionen in der Erdumlaufbahn. Für zukünftige Missionen, die weit in unser Sonnensystem fliegen sollen, müssen neue Techniken entwickelt werden. Vorrangig wird nach Methoden gesucht, die Abfall kompakt verstauen, verarbeiten und sogar recyclen könnten. Daran wird aber erst von der NASA in Zusammenarbeit mit Firmen geforscht.


Titelbild (c) BMBWK, Austromir.at

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