Record Review | Pure Reason Revolution – Eupnea

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Pure Reason Revolution – Eupnea (Inside Out 2020)
Progressive Rock | UK


Nach einer längeren Pause besinnt sich Pure Reason Revolution mit ihrem neuen Album Eupnea wieder mehr auf den ursprünglichen Sound ihrer ersten LP The Dark Third. Das Album wirkt dabei aber deutlich ausgereifter und selbstbewusster als frühere Veröffentlichungen. Es ist nicht übertrieben, von einer Wiedergeburt der Band zu sprechen.

Für all jene die, wie ich, zuvor von dieser im Prog Rock angesiedelten Band noch nichts gehört haben, möchte ich dieses Review mit meinen ersten Assoziationen beim ersten Hören des neuen Albums Eupnea (Inside Out 2020) beginnen, um die Bandbreite von Pure Reason Revolution zu zeigen: Muse, Dredg, Tool, Anathema, Massive Attack, Porcupine Tree/Steven Wilson, Karnivool. Die Band auf eine Zusammensetzung dieser Eindrücke zu reduzieren, würde ihr jedoch nicht gerecht werden.

Die beiden Köpfe des Projekts Chloë Alper (vocals, bass guitars, keyboards) und Jon Courtney (vocals, guitars, keyboards) schaffen es, eine eigenständige Stimmung zu erzeugen, in die man wunderbar eintauchen kann.

Ein Rückblick

2006 erscheint das erste Album The Dark Third (Holograph) von Pure Reason Revolution, mit dem sie es schaffen, die komplexe Atmosphäre von Bands, wie Tool, mit der Zugänglichkeit von traditionellerem Prog Rock, á la Pink Floyd, zu verbinden und sich eine Fanbase aufzubauen.

Mit den folgenden Alben brechen sie allerdings etwas mit diesem Stil. Der Einfluss von elektronischer Musik gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Charakter der Band, geprägt durch die Farbe der beiden Stimmen und den progressiven Zugang zum Songwriting, bleibt jedoch erhalten.

Nach der EP Valour (Self-Released 2011) beginnt eine Durststrecke für Fans der Band. Jon Courtney gründet das Electronic Duo Bullet Height mit Vocalisten Sammi Doll und veröffentlicht das Debüt Album No Atonement (Superball 2017). Das Projekt klingt modern und energiereich, die Parallelen zu Pure Reason lassen sich allerdings nicht abstreiten und es war bestimmt auch entscheidend für den Sound von Eupnea.

Nach einer längeren Schaffenspause findet Courtney erneut den Zugang zur Musik über Riffs und Sounds, die der Prog Schiene zuzuordnen sind und die die Grundlage für das Album Eupnea bilden. Es geht also zurück zu den Wurzeln, aber gleichzeitig auch einen deutlichen Schritt weiter für Pure Reason Revolution.

Prog Rock vom Feinsten, aber modern

Das Songwriting auf Eupnea ist facettenreich. Es gibt durchaus eingängige Refrains die, einmal vorgestellt, nach langen Aufbauteilen freudig wiederbegrüßt werden. Dazwischen darf man sich auch immer wieder über sehr druckvolle, aber nicht allzu komplexe, Prog typische Riffs freuen. Generell steht hier aber der Bogen, den ein Song spannt, im Vordergrund. So schafft es die Band mit Songs, die sich bis zu 13 Minuten strecken, Hörende in ihre Musik eintauchen zu lassen und dabei niemals zu langweilen. In dieser Hinsicht bildet das Highlight des Albums für mich der Song „Ghosts & Typhoons“.

Die Atmosphäre wird besonders vom geschickten Einsatz der beiden gut harmonierenden Stimmen unterstützt. Oft werden Mehrstimmigkeit und Chöre als Begleitharmonien verwendet, aber nie um auf sich selbst hinzuweisen, sondern die Stimmung der Musik zu unterstützen.

Manche Prog Rock Veteran*innen mögen vom Sound der Platte abgestoßen werden. Die Band hat den Mut einen modernen, sehr direkten Sound zu wählen, der in manchen Kreisen als „poppig“ und damit nicht innovativ abgetan würde. Ich finde es toll, wenn sich eine Band, wie in diesem Fall, entscheidet, progressive Musik zu machen und diese durch einen mächtigen und zeitgemäßen Sound zu unterstützen, anstatt aus nostalgischen Gründen längst obsolete Klänge aus der Vergangenheit zu imitieren.

Fazit

Eupnea ist ein wirklich gutes Album geworden!

Mit nur sechs Tracks ist es zwar etwas kurz, diese bilden allerdings ein wunderbares Gesamtkonzept, das wie aus einem Guss ist und Lust macht, es in einem durch zu hören.

Pure Reason Revolution hat alte Stärken genommen und sich in den richtigen Punkten weiterentwickelt. So scheint dieses Album wie eine Wiedergeburt der Band. Das Projekt wirkt nun musikalisch schlüssiger und der Sound gibt dem Ganzen die notwendige Energie, um das durchaus komplexe musikalische Konzept voll und ganz aufgehen zu lassen.


hier geht’s zum Album

Gitarre- und Tonmeister-Studium.
Band-member of Full Of Thoughts.
Teilzeit Physikstudent.
Teilzeit politisch aktiv.
Nie wirklich Zeit für die Teilzeit-Aktivitäten...

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Anna Goldenberg Autorinnenfoto
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