Deerskin Szene aus dem Film

Im Lichtspielhaus | Le Daim (Deerskin), Quentin Dupieux (2019)

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Logik, oder die Abweichung davon, spielt in allen Werken Dupieux’ eine tragende Rolle. In Le Daim handelt es sich – wie in Realité, der 2018 auch im Zuge der Viennale gezegt wurde – um einen Film im Film. Das Machwerk der filmischen Dilettanten Denise (Adèle Haenel) und George (Jean Dujardin) lässt die beiden über Leichen gehen.

Man kennt das ja: Erst denkt man, todkrank zu sein und das Haus nicht verlassen zu können und dann zwingt man sich doch mit aller Überzeugungskraft in die U-Bahn, weil das Ende der Viennale naht und Quentin Dupieux’ neuer Film läuft. Manche kennen ihn vielleicht besser unter seinem DJ-Namen Mr. Oizo. Obwohl Le Daim zum zweiten Mal gezeigt wird, ist der Saal fast voll. Ein besonderes Higlight im Gartenabukino ist die Anordnung der Stühle im Saal, die ein fantastisches Bild der Kinobesucherköpfe bieten, welche vom Licht der Leinwand eine fast surreale Kontur bekommen – die perfekte Vorbereitung auf Le Daim. 

Die Handlung des Films geht in etwa so:
 Nachdem der cholerische George (Jean Dujardin) von seiner Frau verlassen wird, kauft er sich eine vollkommen überteuerte Wildlederjacke (8000 €), die ihn mit neuem Lebensgefühl und „style brutal“ equipieren. In seiner Unsicherheit inszeniert sich George am Bartresen sitzend als Filmemacher, obwohl er absolut keine Ahnung davon hat. Als Ausgangspunkt seiner Lüge diente ihm lediglich ein Camcorder, der beim Kauf seiner Fransenjacke inkludiert war. Die bizarre Raffinesse Dupieux’ wird spätestens dann offensichtlich, als George mit seiner Jacke einen Dialog beginnt. Nicht nur das, er schließt mit ihr einen gewagten Deal: George’s Jacke soll die Einzige sein – für ihn, für sein Gegenüber, für die ganze Welt. Was das für die restliche Handlung bedeutet, kann man sich denken.

Die Credits laufen langsam aus und ich komme wieder zurück in die Realité (haha). Die grummeligen Kommentare vor den Toren des Gartenbaukinos, etwa: „Warum hat er nicht einfach das Geld aus den Jackentaschen genommen?“, oder „Italienische Jacken sprechen kein Französisch!“, ignoriere ich und mein Blick trifft einen Kinobesucher mit fransigem, braunem Lederhut. Ich lächle ihm zu und gehe nach Hause.

Dupieux’ Stil verliert auch in Le Daim seine Absurdität nicht und überzeugt nach Au Poste! als eine weitere absonderliche Komödie.


 

 

 

 
 
 
 
 

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