Zirkus in der Identitätskrise – Arne Mannotts „circus“

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Was ist Zirkus? Was macht die zirzensische Kunst aus? Und wo will sie hin? Diesen Fragen geht Arne Mannott in seiner Aufführung circus nach, die das WUK an ausgewählten Abenden als Stream zur Verfügung stellt.

Titelbild © Franzi Kreis

Zu Beginn von circus sehen wir Arne Mannott dabei zu, wie er Jonglierkeulen zerlegt und deren Bestandteile im Raum verteilt. Mannott nimmt in seiner Performance, die circa 50 Minuten dauert, nicht nur diese Keulen auseinander: Er dekonstruiert die zirzensische Kunst als Ganzes, rekontextualisiert sie und befragt sie nach ihrem Wesen. Das geschieht in einer Weise, die selbst fragmentarisch ist: Im Vordergrund steht das Spiel mit den Objekten (die zerlegten Keulen) und dem Körper, aber Mannott lässt auch Videoprojektion und Sound in seine Performance einfließen. Insbesondere das hervorragende Sounddesign von Gammon trägt einen wesentlichen Teil zur Atmosphäre bei.

Zu dem Entstehungsprozess von circus verriet Arne Mannott in einem Interview: „Ich hatte keine Lust mehr auf meine alten Jonglierrequisiten, die ich Jahre lang auf der Bühne benutzt habe.“ Deshalb fing er an, die Jonglierkeulen auseinanderzubauen und sich dabei selbst zu fragen, wie sein Körper auf dieses Experiment reagiert. Für Mannott begann damit ein Suchprozess nach einer anderen Bewegungssprache und einer neuen Weise, wie er mit den Bruchstücken seiner Jonglierkeulen interagieren kann. Auf das Jonglieren hatte er während dieses Prozesses keine Lust. „Der Körper hat gestreikt. Der hatte keine Lust zu jonglieren“, sagt Mannott, der seine künstlerische Zukunft momentan im Bereich der Installations- und Performancekunst sieht.

Auf die Frage, wie er die zeitgenössische Zirkuskunst in Europa beschreiben würde, antwortet Mannott, indem er einen Kollegen zitiert: „Die Zirkuskunst ist in den Endzwanzigern oder Anfang Dreißig.“ Sie sei ganz stark auf der Suche nach Identität und befinde sich in steter Veränderung. Mit circus stürzt sich Mannott mitten in diese Identitätskrise hinein. Performativ tritt er in einen Dialog mit der Zirkuskunst und tut das, was am Anfang aller Identitätskrisen steht: Er hinterfragt die eigene Praxis. Nur mittels Reflexion ist Weiterentwicklung möglich. Wohin Arne Mannotts kritische Auseinandersetzung mit der zirzensischen Kunst noch führen wird, ist ungewiss. Aber der erste Schritt ist jedenfalls getan.


circus kann am 19.3. um 20 Uhr auf der Website des WUK live gestreamt werden. Außerdem ist der Stream am 26.3. sowie am 2.4. von 20 bis 22 Uhr abrufbar. Der Stream wird kostenlos vom WUK zur Verfügung gestellt.

Alle Beitragsbilder © Franzi Kreis

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