Kann man das noch reparieren?

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Mir wurde vorgeschlagen, doch eine Do-It-Yourself-Anleitung zu alltäglichen Dingen, die eine Reperatur brauchen würden, zu schreiben. Inspiration dafür war ein Artikel einer größeren Outdoor-Sportfirma, die dazu aufrief, die neue Daunenjacke nicht zu kaufen, sondern am besten die alte erst mal reparieren zu lassen. Obwohl ich keine Daunenjacke habe, ging mir der Artikel nicht mehr aus dem Kopf. Denn der Ersatzakku für den Laptop wartete schon darauf, endlich eingebaut zu werden und die Gastherme musste auch repariert werden.

Der Macbook-Akku

Zugegeben, es war keine leichte Entscheidung noch einmal bewusst etwas Geld in die Hand zu nehmen und diese in mein neun Jahre altes Gerät zu stecken. Allerdings ist der Preis für einen gebrauchten oder gar neuen Laptop schlicht und einfach zu hoch. Ein Ersatz-Akku ist außerdem nachhaltiger. Für knapp hundert Euro bekam ich ein sogenanntes Repair-Kit, das den neuen Akku samt passendem Werkzeug wie Schraubenzieher und Klebstofflöser beinhaltet. Warum eigentlich nicht, dachte ich mir. Die Rezensionen waren gut und die Anleitung bestens dokumentiert, wenn auch mit der Schwierigkeit „schwer“ beurteilt. Außerdem dachte ich mir, es würde nicht schaden, den Laptop generell mal von innen zu reinigen.

Zwei Tage später war das Paket auch schon im Briefkasten und bei einem Bier ging es nach Feierabend los. Nach nicht einmal zwei Stunden meditativer Feinstarbeit war das Prozedere erledigt. Einzig das Loslösen des am alten Akku angebrachten Klebstoffes verlief etwas holprig. Der Laptop schnurrte trotz seiner vielen Jahren wieder wie eine Jungkatze.

Alles in allem bei stolzem Preis und bisher noch keinen Explosionen: 7/10

Kletterschuhe

Mein zweites Paar Kletterschuhe wurde nach Saisonende letzten November buchstäblich wieder einmal an den Nagel gehängt. Da Kletter- und Boulderhallen bisher immer noch geschlossen bleiben, sahen meine Schuhe in den letzten Monaten keinen (Kunst)-Fels. Dank der, für diese Jahreszeit etwas zu warmen Temperaturen, legte diese Saison aber einen Frühstart hin, also musste ich mich schleunigst daran machen, meine Kletterschuhe endlich reparieren zu lassen. Zu lange schon warteten zwei große Löcher in den Zehenspitzen darauf, endlich geflickt zu werden. Zu pessimistisch meine Hoffnung auf eine erfolgreiche Reparatur. Obwohl bei Kletterschuhen die Meinungen zu „Kann-man-das-noch-reparieren?“ stark polarisieren, entschloss ich mich, die Schuhe zum sogenannten Griechen am Fleischmarkt zu bringen, dieser sei anscheinend ein Experte für Kletterschuhe.

Nach drei Tagen bekam ich dann eine SMS, dass meine Schuhe abholbereit wären. Ich traute meinen Augen kaum. Die Schuhe sahen aus wie neu. Ich musste mich durch eine Geruchsprobe erst überzeugen, ob sie wirklich nicht einfach gegen ein anderes Modell ausgetauscht wurden. Der Preis ist mit 35€, für eine Dienstleistung in diesem Umfang, auch relativ niedrig.

Absolute Empfehlung für Kletterer: 10/10

Die zerrissenen Jeans

Es ist, auch für weniger modebewusste Menschen, nicht zu übersehen: Geflickte Jeans mit Aufnähern liegen im Trend. Wie kleine Tätowierungen makelose Haut zieren, peppen die bunten Aufnäher den Alltag auf. „Auffallen um jeden Preis“ heißt es also auch für mich. Wer seine Hosen nicht individualisiert, schwimmt doch nur in der großen Masse mit.

So kaufte ich mir zwei Bügelflicken in einem Secondhandshop und brachte sie an den Gesäßtaschen meiner Lieblingshose an. Repariert werden musste diese zwar nicht, aber der Aufkleber spiegelt ja schließlich meine Persönlichkeit wider. Man schaut mir außerdem wieder vermehrt auf den Hintern.

Ich mach jeden Trend mit: 8/10

Gas-Therme

Zuerst war das Warmwasser in der WG weg, dann blinkte an der Gastherme eine Fehlermeldung CE auf. Meine Recherche ergab: Unterdruck. Ein paar Erklär-Videos später und am richtigen Ventil gedreht. Folge: Überdruck. Wasser rinnt aus.

Die nächste Thermenwartung wäre im April fällig, also beschlossen wir diese gleich vorzuverlegen. Bei einem Haushaltsgerät wie einer Gastherme geht man am besten kein Risiko ein und kontaktiert unmittelbar einen Experten. Dieser kam dann auch schon am nächsten Tag pünktlich um 8:00, allerdings stellte sich heraus, dass das Gerät in unserer Wohnung besonderes Werkzeug benötigte.
Nächster Termin, selber Tag 15:00. Der  Experte für den Experten kam ebenfalls pünktlich und wies mich etwas in die Kunst der Gasthermen ein.
„Wissen Sie überhaupt was sie hier an der Wand haben?“, fragte er mich als er das Modell erblickte, „Junker ist ein Exot. Sie haben hier einen Ferrari an der Wand.“All die Jahre die ich hier schon lebte, wusste ich nicht, dass ich mit einem italienischen Sportlermodell heizte.
DIY ist bei Thermen nicht zu empfehlen. Das Risiko von Rückstau, Gasentweichungen oder auch die Brandgefahr sind einfach zu hoch. Die Kosten übernimmt normalerweise der Vermieter.

Ab heute bin ich wieder Warmduscher: 9/10

Wenn man die Augen offen hält, findet man im Haushalt einige Dinge, die eine Reparatur benötigen und auch welche, die nur aus Lockdown-Langeweile verbessert werden können. Wir werden die nächsten Wochen oder gar Monate vermutlich immer noch in den eigenen vier Wänden verbringen, also warum sollte man nicht einfach in der Zwischenzeit kreativ werden?


Titelbild (c) Dan Cristian Padure/unsplash.com

Ich wünscht ich könnt.

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