Waffen im Weltraum – Die U.S. Space Force

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Laserwaffen und Killersatelliten? Krieg der Sterne? Interplanetarer Kolonialkrieg? Alles hat seine Anfänge. Die U.S. Space Force experimentiert heute schon mit diesen Technologien und “verteidigt” somit ihre Interessen im Weltraum. Aber was davon ist tatsächlich erlaubt und was bereits Realität?

Donald Trump sprach zum ersten Mal in einer Ansprache am 18. Juni 2018 darüber und unterschrieb anschließend die Space Policy Directive-3, die den offiziellen Anstoß der Space Force einleitete. Früher wurden militärische Raumfahrtmissionen von der Air Force Space Command durchgeführt. Seit 2. Dezember 2019 ist die United States Space Force eine eigene Abteilung des US Militärs und untersteht der Generalin Nina M. Armagno. Die Raketen der Space Force starten von der Cape Canaveral Space Force Station. Deren Missionen und Nutzlasten werden natürlich streng geheim gehalten. Zwar gibt es schon seit längerer Zeit militärische Spionage-, Navigations- , und Kommunikationssatelliten, jedoch sind bis jetzt offiziell keine bewaffneten Satelliten bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass aktuell Experimente diesbezüglich durchgeführt werden. Für das Jahr 2021 wird ein Budget von mehr als 15 Milliarden USD angestrebt. Interessanterweise sind die Uniformen der Space Force, für die vermutlich ein Teil dieses Geldes verwendet werden wird, annähernd deckungsgleich mit denen der US Army und Air Force. Sie haben somit keine besonderen Weltraum- oder Mond-Tarnmuster.

We’re doing a tremendous amount of work in space, and I said, „Maybe we need a new force. We’ll call it the Space Force“ and I was not really serious, and then I said, „What a great idea. Maybe we’ll have to do that.“
– US Präsident Donald Trump

Der Weltraumvertrag

Ganz ohne Kontroverse ist das nicht. Es stellt sich die Frage, ob diese militärischen Aktionen im All rechtswidrig sind. Der Weltraumvertrag verbietet jegliche Beanspruchung des Weltraums und anderer Himmelsobjekte und soll nur friedliche/wissenschaftliche Missionen im All erlauben. Dieser Vertrag wurde unter den Vereinten Nationen im Januar 1967 vereinbart. Er verpflichtet außerdem zur Rettung von Astronauten, Haftung für Schäden auf der Erdoberfläche, zur Registrierung jedes Objekts im Weltraum und verbietet militärische Einrichtungen am Mond.

Die USA begründet ihre Mission mit der Verteidigung von amerikanischen Satelliten (und des damit verbundenen Cyberspace) und amerikanischem Boden gegen bedrohliche Satelliten und mit dem Beibehalten der militärischen Überlegenheit. Außerdem sollen Überwachungssatelliten die Aufklärung des Militärs auf der Erdoberfläche unterstützen und beispielsweise vor Raketenangriffen warnen.

For many years, nations from Russia and China to North Korea and Iran have pursued weapons to jam, blind, and disable our navigation and communications satellites via electronic attacks from the ground. But recently, our adversaries have been working to bring new weapons of war into space itself.
– US Vizepräsident Mike Pence

Grauzonen im Vertrag

Es gibt ein paar Schlupflöcher in einigen Passagen des Weltraumvertrags. Beispielsweise dürfen keine Massenvernichtungswaffen in den Weltraum gebracht werden. Es gibt jedoch einige alternative Ideen: Ein kinetischer orbitaler Schlag, bei dem Asteroiden, Satelliten, Trümmerteile, oder andere schwere Objekte einfach auf die Erdoberfläche fallen gelassen werden, kann so schwere Schäden verursachen. Außerdem werden herkömmliche Waffen – welche heutzutage eine enorme Präzision aufweisen können – nicht gänzlich verboten.

Auch der Erwerb von Privateigentum im All ist umstritten. Zwar dürfen Staaten keine Objekte beanspruchen, aber eventuell Privatpersonen und Unternehmen. Der gescheiterte Mondvertrag hätte sämtliche Eigentumsansprüche der Himmelskörper allen Menschen zur Verfügung stellen sollen. Dieser wurde aber von sehr wenigen Staaten unterzeichnet (unter anderem von Österreich). Besonders die USA sahen darin eine Gefährdung der freien Rechte auf Profit und Ressourcen.

Darüber hinaus nehmen sich die USA sowieso von supranationalen Richtlinien aus. Das wurde genau so in der 2006 von Amerika selbst festgelegten National Space Policy formuliert. Außerdem drohen sie anderen Staaten ihnen den Zugang zum All zu verwehren, wenn sie die Interessen von Amerika missachten. Die Anwendung militärischer Gewalt ist dabei unklar.

Drohnen im Weltraum und Lasertechnologien

Die USA besitzen aktuell etwa 200 militärische Satelliten. Die meisten davon sind Spionage-, Navigations-, oder Kommunikationssatelliten. Wirklich interessant ist jedoch die Weltraumdrohne mit der Bezeichnung X-37B, welche seit jüngster Zeit regelmäßig in den Erdorbit geschickt wird. Dieses Raumfahrzeug ist wiederverwendbar und sieht dem Space Shuttle sehr ähnlich. Dies ist von enormem Vorteil, weil damit viel Geld gespart wird und teure Technologien nicht in der Atmosphäre verglühen. Das kleine Shuttle testet Technologien, welche größtenteils streng geheim gehalten werden. Man vermutet, dass die Drohne Waffen im Erdorbit testet und diese anschließend wieder zurückbringt. Es wird außerdem spekuliert, ob X-37B zur Spionage von anderen Satelliten dient.

Mögliche Weltraumwaffen umfassen Raketen, kinetische Kollisionen, Annäherungsbomben, EMP-Bomben, Störsender und auch verschiedene Lasertechnologien. Bereits existierende Raketen und Laser werden meist vom Boden oder von der Luft aus gefeuert, könnten aber auch von einem “Killersatelliten” ausgehen. Mikrosatelliten sind schwer zu entdecken und können als Weltraumschrott getarnt werden. Diese können schon alleine durch ihre hohe Geschwindigkeit eine hohe kinetische Energie haben und so andere Satelliten zerstören.

Aber nicht alles ist schlecht. Auf der positiven Seite arbeitet die Space Force an einer Technologie, welche die drahtlose Übertragung von elektrischem Strom mittels eines Lasers ermöglichen soll. Der im Weltall gewonnene Strom soll mit einem Laser an die Oberfläche gefeuert werden, wo die Energie des Lasers wieder in Strom umgewandelt wird. Solarenergie im All ist wesentlich effizienter als am Boden. Diese Technologie wäre somit äußerst wertvoll.

Transparenz?

Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man sich vorstellt, dass solche Objekte einfach so über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen. Die Überwachung mit hochauflösenden Satellitenbildern macht uns teilweise schon jetzt zu gläsernen Menschen. Wenn man sich aber nun vorstellt, dass nicht nur Satelliten mit Kameras auf einen herabsehen, sondern diese auch noch mit Waffen bestückt sein können, fragt man sich, ob das noch ethisch vertretbar ist oder ob das gewisse Grenzen überschreitet.
Man wünscht sich in so einer Situation tatsächlich etwas Transparenz: Was befindet sich eigentlich über mir? Der Orbit in dem sich solche Satelliten befinden, ist gerade einmal in einer Höhe von 200 bis 2000 km. Wer versichert mir den Schutz vor Missbrauch? Kann man die Geheimhaltung von militärischen Technologien über das Vertrauen der Menschen stellen?

Es bleibt offen, welche Erfindungen und Fortschritte die Zukunft bringt und welche Konflikte im All vielleicht noch bevorstehen. Politisch militärische Entscheidungen passieren oft hinter verschlossenen Türen. Waffen die im Orbit stationiert werden, befinden sich näher über uns als die Distanz zwischen Kuba und Amerika. Vorhandene Konflikte können somit stark angeheizt werden und führen möglicherweise zu ungewollten Provokationen. Nationen fühlen sich bedroht und ein erneutes Wettrüsten könnte beginnen.
Sind sich die Vertreter der mächtigsten Nationen der Verantwortung bewusst? Hat man aus der Vergangenheit gelernt?

When it comes to defending America, it is not enough to merely have an American presence in space. We must have American dominance in space. So important.
– US Präsident Donald Trump


Weitere Infos:

Der Weltraumvertrag

National Space Council

Student an der Uni Wien

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