Mensch geht eine Straße entlang

VorLaut #5 – Die Volksfront von Judäa? Strache und DAÖ

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Weil es jede Woche etwas gibt, das nach dem kleinen bisschen Meinung verlangt. Weil wir finden, dass frech und vorlaut immer besser ist als zahm und gefügig. Deshalb gibt unser stellvertretender Chefredakteur Max Bell kurz vorm Wochenende seinen Senf dazu. Er mischt sich ein, überall und immer. Damit wir wissen, was war, was ist und welche Themen ruhig noch ein bisschen (vor)lauter sein dürfen. Diese Woche: DAÖ – Ein Déjà-vu.

Es ist schon wieder passiert: Die FPÖ hat sich gespalten. Zumindest in Wien. Unter dem Namen Die Allianz für Österreich haben drei Wiener Gemeinderäte und Strache-Sympathisanten eine Partei gegründet. Es sei ein Ziel der Partei, H.C Strache bei der Wien-Wahl 2020 als Spitzenkandidaten aufzustellen. Aktuell befinde man sich in Gesprächen mit diesem. 

Der Kopf der Parteigründung dürfte Karl Baron sein. Der ehemalige Chef der Freiheitichen Wirtschaft Wien prangert die FPÖ als „Anti-Strache Partei” an und meint, dass man sich dagegen stellen wolle.

Der Name DAÖ ist, wie Strache selbst, kein unbeschriebenes Blatt. Wie der ehemalige BZÖ Abgeordnete Stefan Petzner auf Twitter postete, habe angeblich der Industrielle Frank Stronach 2012 versucht, das BZÖ mit Hilfe einer Spende von 500 000 Euro zu übernehmen und unter dem Namen DAÖ neu zu gründen, so Petzner. Das erscheint besonders brisant, weil sich Philippa und H.C. Strache vor zwei Wochen mit Stronach getroffen haben.

Von wie viel Erfolg die neue DAÖ gekrönt sein wird, ist fraglich. FPÖ-Abspaltungen haben es ja historisch nie wirklich weit gebracht, man denke nur an das Liberale Forum oder das BZÖ. Letzteres war selbst mit einem Charismatiker wie Jörg Haider an der Spitze nicht unbedingt ein Erfolgskonzept. 

Sollte Strache in Wien antreten, schafft es die Partei aber mit ziemlicher Sicherheit über die 5%-Hürde und damit in den Gemeinderat. Das wäre auf jeden Fall ein Problem für die FPÖ, die mit den beiden Ibiza-Protagonisten Gudenus und Strache ihre Spitze für Wien verloren hat. Der aktuelle Landeschef Dominik Nepp wirkt auf jeden Fall nicht, als wäre er Strache in einem Kopf-an-Kopf-Duell gewachsen.

Größer noch als der Verlust an Wählerstimmen in Wien könnte aber der Imageschaden für die FPÖ sein. Rechtspopulistische Parteien leben davon, dass sie Einheit und damit Stärke vermitteln. Die FPÖ ist im Moment ohne einen echten Frontrunner ein wenig verloren. Wenn nicht bald eine charismatische Führungspersönlichkeit an H.C. Straches Stelle tritt, könnte es schlecht für die Partei aussehen. 

Es ist aber immer noch beinahe ein Jahr Zeit bis zur Wien-Wahl und wenn uns das vergangene Politjahr eines gelehrt hat, dann dass man nie weiß, was morgen um die Ecke kommt. Und wer weiß, vielleicht war der Parteiausschluss Straches, der angeblich heute Nachmittag passieren soll, genug, um Sebastian Kurz doch noch eine für ihn weniger mühsame Koalitionsvariante mit der FPÖ in Erwägung ziehen zu lassen.

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